Die Kraft des Wortes “muss”

Reading Time: 4 minutes

Wer kennt sie nicht, diese Kraft, die das Wort “muss” auf uns oder auch auf andere ausübt?

Das ist Ihnen noch gar nicht aufgefallen?

Dann sollten Sie einfach mal folgende Übung tun, wenn Sie zum Beispiel, nach dem Essen den Tisch abdecken “müssen”:

Sagen Sie laut “Ich muss jetzt den Tisch abdecken!”

Wie fühlt es sich an? Nach einer Pflichtübung? Sind Sie bereits vorher erschöpft?

Fühlt es sich nach einer Aktion an, die negative Konsequenzen hat, wenn Sie sie nicht ausüben? Fühlen Sie sich dabei frei oder unter Druck? Haben Sie das Gefühl, sich trotzdem noch für eine Pause auf die Coach setzen zu können, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu verspüren, weil Sie (noch) nicht abgedeckt haben?

Fühlen Sie sich von anderen beobachtet, ob Sie nun diese Pflicht auch sorgfältig erledigen? Macht es Ihnen Spaß, den Tisch abzudecken? Denken Sie an etwas Positives dabei? Welche Gedanken und Gefühle haben Sie?

 

Jetzt ändern Sie den Satz, in dem Sie folgende Aussage treffen:

“Ich möchte jetzt den Tisch abdecken” …fügen Sie noch den Beisatz hinzu: “weil ich es gerne wieder sauber habe”.

Wie fühlt sich der Satz nun für Sie an? Immer noch negativ? Oder spüren Sie eine positive Schwingung? Sehen Sie dabei die Arbeit die Sie erledigen wollen, oder sehen Sie das Ergebnis, nämlich dass es danach wieder sauber ist?

Fühlen Sie sich unter Druck oder haben Sie das Gefühl, eine freie Entscheidung getroffen zu haben? Wenn Sie nun eine kurze Pause vorher einlegen, schwingt dann immer noch ein schlechtes Gewissen mit?

Was Sie spätestens jetzt feststellen:

Sie werden wahrscheinlich gemerkt haben, dass das Wort “muss” Druck aufbaut. Nicht nur bei Ihnen ist es so, sondern auch bei anderen, denen Sie gegenüber genau dieses Wort verwenden. Wie oft haben Sie schon Ihren Kindern gesagt, sie müssten zum Beispiel lernen oder aufräumen? Wie haben Ihre Kinder darauf reagiert? Sicher nicht mit Begeisterung … Aber vielleicht wird es etwas anders, wenn Sie das Wort “muss” raus nehmen? Wie wäre es, wenn Sie mit Ihren Kindern gemeinsam nach Sätzen ohne ein “muss” suchen?

Sie können das “Spiel mit dem muss” weiter ausdehnen: Auf Ihren Arbeitsplatz, auf die Freizeit …

Ein weiteres Beispiel:

Anstelle zu sagen, “ich muss am Montag wieder arbeiten”, könnten Sie es so formulieren: “Ich darf am Montag wieder arbeiten, um mit dem Einkommen daraus meine schöne Wohnung, mein Haus, die Ausbildung meiner Kinder, den nächsten Urlaub … finanzieren zu können.”

Sie finden es lächerlich, zu denken, dass Sie arbeiten “dürfen”? Denken Sie an diejenigen, die zum Beispiel wegen Krankheit oder Arbeitslosigkeit nicht arbeiten können. Dann fühlt es sich schon wieder ganz anders an …

Sie werden merken, wie Sie immer weniger Druck, dafür aber immer mehr Freiheit in Ihrer Entscheidungsfindung und in Ihren Tätigkeiten spüren.

Wie können Sie ein “muss” reduzieren?

Seien wir ehrlich. Die Sache mit dem “Muss” kennen wir bereits seit frühester Kindheit und wir haben bei der Verwendung bereits Jahrzehnte lange Übung. Das sitzt fest und ist fast schon wie “Fahrrad fahren” … Aber Sie können Hoffnung schöpfen. Es ist eben nur FAST wie Fahrrad fahren und Sie können es sich abgewöhnen. Ich habe es geschafft … weitgehend. Manchmal schleicht es sich doch mal ein, wenn ich unachtsam bin. Aber ich werde immer besser.

Wie ich es mir abgewöhnt habe?

Ich habe für jedes “muss”, welches ich verwendet habe, 1 EUR in die Sparbüchse getan.  Und als ich plötzlich bereits nach fünf Tagen feststellte, dass ich kein Bargeld mehr hatte, wusste ich: Es war Zeit, etwas zu verändern.

Sie kommen ins Grübeln? Dann probieren Sie es aus! Vier Wochen am Stück. Was können Sie dabei verlieren? Ich sage es Ihnen: Sie verlieren den Druck in Ihrem Leben, den Sie sich selbst machen …

 

(Fotos: Pixabay)

 

 

Views: 52

4 Kommentare
  1. J. W.
    J. W. says:

    Ein interessanter Bericht und kreativ umgesetzt das Thema.
    “MUSS” ist ein schwergewichtiges Wort und hat mehr Macht auf uns, als wir es denken und bemerken.
    Ich persönlich habe mir das Wort in “ich will” umfunktioniert.
    Denn dann entscheide ich und habe als freiheitliebender Mensch das Gefühl, das es mir nicht von außen aufgedrückt wird. Nur ein anderes Wort mit einer großen Wirkung. Tätigkeiten haben in dieser Form einen positiven Einfluss auf mich. Der Bericht regt zum Nachdenken an.

    Antworten
    • Deborah Bichlmeier
      Deborah Bichlmeier says:

      Liebe J.W.,
      recht herzlichen Dank für Deinen Beitrag. Du hast absolut Recht, sobald wir etwas wollen und nicht mehr müssen, haben wir einen positiven Effekt. Die Aufgabe wird zur Herausforderung, der Auftrag zur freien Wahl.
      Ich wünsche Dir alles Gute und freue mich, dass Dir mein Beitrag gefallen hat. lg, Deborah Bichlmeier

      Antworten
  2. Ariane
    Ariane says:

    Danke für den Artikel! Ich denke, wir können alle ein bisschen mehr “darf” und weniger “muss” in unserem Leben gebrauchen. Statt “Ich muss den Tisch abräumen”, könnten wir sagen: “Ich darf mich jetzt als Meister der Ordnung beweisen und den Tisch aufräumen.” Oder anstatt “Ich muss wieder arbeiten”, könnten wir sagen: “Ich darf mein Traumjob ausüben und Geld verdienen.” Es ist wichtig, unsere Perspektive zu ändern und das Positive in den Dingen zu sehen, die wir tun. Lass uns dem “muss” adieu sagen und uns mehr darauf konzentrieren, das Beste aus unserem Leben zu machen!

    Antworten
    • Deborah Bichlmeier
      Deborah Bichlmeier says:

      Liebe Ariane, genau so ist es. Vielen Dank für Deinen Kommentar. In meinen Seminaren sage ich den Teilnehmern immer: “Wenn ihr diese Schwelle übertretet und in meinen Raum kommt, gibt es kein Muss und kein Konjunktiv. Ich wünsche Dir noch ein schönes neues Jahr und bedanke mich, dass Du Deine Sichtweise mit uns geteilt hast.

      Antworten

Dein Kommentar

Want to join the discussion?
Feel free to contribute!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert