Deborah Bichlmeier

Meine Heldenreise

Heldin meines eigenen Lebens …

Mit gerade mal fünf Jahren kam ich aus Persien nach Deutschland. Nicht nur, dass ich die Deutsche Sprache nicht konnte, ich kam sogar zu meinen deutschen Großeltern, die ich kaum kannte. Meine Eltern gingen zurück nach Teheran, um eine Flucht vorzubereiten, von einem Land, das vor einer großen Revolution stand.

Ich war eine Fremde in einem fremden Land mit fremden Menschen.

Ja, ich bin mit Migrationshintergrund. Aber das merkt man nicht. Bereits seit über 44 Jahren lebe ich inzwischen in Deutschland. Ich habe die deutsche Sprache mit Freude gelernt und mein Farsi bedauerlicher Weise vergessen. Das kam, weil niemand mehr mit mir Farsi sprach.

In meiner Kindheit erlebte ich mit und in meiner Familie Höhen und viele Tiefen. Von Armut bis hin zum Mittelstand, ich kenne diese Zustände.

Ich lebte mit einem persischen Stiefvater, der in diesem Land keinen Fuß fassen konnte und an Depressionen litt. Er ertränkte diese in Alkohol und wurde dabei zum Monster in meiner Kindheit. Ich hatte eine Mutter, die Vollzeit arbeiten ging. Sie tat es, damit wir ein Dach über dem Kopf und zu Essen hatten. Dafür war sie  nur abends und an den Wochenenden zu Hause für uns Kinder da. In den siebziger Jahren war das etwas Seltenes. Und oft wünschte ich mir ein Leben, wie es meine deutschen Mitschüler hatten.

Mit achtzehn Jahren schwor ich, einen Mann zu heiraten, der keinen Alkohol trank und einen bayerischen Namen besaß.  Ich war es leid, dass die Menschen entweder meinen Mädchennamen nicht aussprechen konnten oder mit mir so sprachen, als ob ich kein Deutsch verstünde. (Als ich Mitte Dreißig war, heiratete ich meinen Mann, mit Nachnamen Bichlmeier. Den Namen behielt ich auch nach meiner Scheidung)

Mit Anfang Zwanzig begann ich eine Ausbildung zur Bankkauffrau, obwohl mein Herz der Literatur und der Biologie gehörte. Aber damals schien das der “sichere Weg” für ein regelmäßiges Einkommen und einer sicheren Rente. Ich machte zielgerichtet eine Bilderbuch-Karriere, studierte BWL im Abendstudium und wurde sogar Teamleiterin im Credit Controlling bei der ESCADA AG.

Mein Sohn, den ich mit Mitte Dreißig bekam, war mein Wunschkind. Ich ließ mich allerdings mit Anfang Vierzig scheiden, weil ich mich in meiner Ehe eingeengt fühlte und eine Veränderung in meinem Leben herbeiführen wollte. Zwei Jahre später erlitt ich einen Burnout, ließ mich nach einem besonderen Traum taufen und erlitt nach meiner Wiedereingliederung bei meinem damaligen Arbeitgeber den zweiten Zusammenbruch mit Panikattacken und Depressionen.

Veränderungen machen uns aus und gehören zum Leben dazu …

Ab hier veränderte sich mein Leben erneut radikal (die erste große Veränderung gab es, als ich nach Deutschland kam). Was dann kam, machte mich zur Spezialistin auf meinem Gebiet, mit viel Know How, Empathie und Intuition.

Ich habe den langen Weg zum Burnout persönlich durchgemacht: Ich war drin, erlebte die Dunkelheit, Trauer, Erschöpfung, Fassungslosigkeit, das Gefühlschaos und ebenso die Angst.  Mit starkem Willen, guten Therapeuten, meinen besten Freunden und meinem Sohn kam ich wieder raus, aus dem schwarzen Loch. Diese Zeit nenne ich heute noch “Einmal Hölle und zurück”.

Weil ich das alles verstehen und besser verarbeiten wollte, absolvierte ich nach meiner Genesung Kurse und Ausbildungen. Ich wurde zum Coach für Stressmanagement und Burnoutprävention. Während diesen Weiterbildungsmaßnahmen durchlebte ich meine Hölle ein zweites Mal, aber diesmal unter dem Blickwinkel der Fachfrau. Ich verstand, was schief gelaufen war, wo ich hätte früher die Abzweigung nehmen müssen und wie ich für Außenstehende als Kranke gewirkt haben muss. Mit meiner Ausbildung zur Hypnotiseurin und zur Aromatherapeutin ergänze ich mein Know How und mein Portfolio. Denn ich begreife heute noch noch mehr, dass der Mensch nur ganzheitlich betrachtet werden darf. Und dass wir viel intuitiver agieren müssen, als es uns in der Schule beigebracht wird.

Unser Gesundheitssystem funktioniert nicht, denn viele in Deutschland haben immer noch nicht verstanden, dass alles in seiner Komplexität nur als großes Ganzes zu betrachten ist. In der TCM und in der Ayurvedischen Medizin verhält sich das alles ganz anders.

Der Mensch ist nicht Fleisch, Flüssigkeit und Knochen allein.

Esoterik, Glauben, Seelenwelt und Wiedergeburt sind ein Teil des Großen Ganzen – oder etwa nicht?

Der Mensch ist Seele, Geist und Körper und steht in Verbindung mit dem gesamten Universum. Jeder einzelne trägt den gleichen Wunsch in sich: Es ist der Wunsch nach Glück und Liebe.

Epigenetik, unsere Kindheit, die Ernährung, das Schulsystem, die Erziehung durch unsere Eltern, Freunde, traumatische Erfahrungen und besondere Erlebnisse machen uns zu der Persönlichkeit, die wir heute sind. Nicht der Arzt heilt uns, sondern wir heilen uns selbst. Und das geht erst dann, wenn wir die Zusammenhänge begriffen haben, von dem loslassen können, was uns belastet und daran arbeiten, was uns Heilung bringt. Gerade auch zu dem Thema konnte ich vieles im Buddhismus erkennen und lernen.

Blog mit Herz und Verstand

Für mich ist inzwischen jeder Tag ein Geschenk, jeder Feind ein Freund.

Wie der Dalai-Lama sage auch ich, dass es keine Feinde gibt, sondern nur Lehrer. Ich spreche auch immer weniger über Probleme, als über Herausforderungen. Jeder Tag ist eine Herausforderung etwas Neues zu lernen und anderen zu lehren. An jedem Tag dürfen wir andere und auch uns mit schönen Gefühlen beschenken. Jede Begegnung mit einer herausfordernden Persönlichkeit ist für mich ebenfalls ein Geschenk. Und zwar jenes, mich in der Geduld zu üben und zu verstehen, welche unerfüllten Bedürfnisse ich gerade spüre und was mich mein Lehrer lehren will.

Wir haben alle Bedürfnisse und sie sind der Schlüssel zu einem guten Leben. Ich rede nicht über das Bedürfnis nach Reichtum oder Besitz, sondern über tiefere Bedürfnisse, wie die nach Sicherheit, Liebe, Anerkennung und andere.

Mein Blog ist vor fast vier Jahren intuitiv entstanden, hat inzwischen viele Veränderungen durchgemacht und erlebt immer wieder neue Veränderungen in seiner Struktur. Genau so wie ich mich selbst immer wieder verändere und ins “next Level” meiner Entwicklung gelange.

Heute sieht er so aus, in einem Jahr vielleicht wieder anders? Wer weiß.

Und ein Stillstand wird erst kommen, wenn ich nicht mehr auf dieser Welt bin.

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