Jennifer Heine – eine starke Frau
Die Grätsche zu machen zwischen Beruf, Alltag und Bestimmung. Das ist nicht ganz so einfach. Viele Autoren haben neben ihrer Leidenschaft noch einen Brotjob, dem sie nachgehen. Denn der Weg zum Bestseller ist wirklich hart. Aber wie machen es die Autoren, die es noch nicht auf die Spiegel-Bestseller-Liste geschafft haben? Und wie schaffen sie es, nicht in den Burnout zu strudeln, mit all den Themen, die sie täglich begleiten?
Jenny schrieb hier aus ihrem Leben:
Draußen ist es bereits dunkel, wenn ich den Laptop anschalte und mich motiviert davor setze. Neben mir steht eine Tasse Fencheltee, auf dem Tisch liegt eine Packung Leibniz Vollmilch-Schokoladenkekse.
Als ich zu tippen beginne, schaltet mein Mann, der neben mir auf der Couch liegt, den Fernseher an.
Früher hat es mich abgelenkt. Aber heute ist es zur Routine geworden und ohne diese Hintergrundgeräusche kann ich mittlerweile nicht mehr schreiben.
Ich erinnere mich daran, wie ich vor etwa sieben Jahren mit dem Schreiben angefangen habe. Damals war mein Sohn gerade geboren und ich hatte die Zeit, in der er schlief genutzt, um an meinen Geschichten zu schreiben. Als er noch klein war und ich noch in Elternzeit war, war es einfach, abends zu schreiben. Aber je älter er wurde und ich in den Job zurück zukehren sollte, musste ich mir etwas einfallen lassen.
Lange hat es gedauert, bis ich den Alltag, den ich heute lebe, durchgeplant und lieben gelernt habe. Wut, Hass, Trauer, all das waren die Emotionen, die während der vergangenen Jahre immer wieder über mir hereinbrachen.
Doch ich habe es geschafft. Ich habe es geschafft, mein Leben so zu organisieren, dass ich neben Arbeit und Familie meine Leidenschaft leben kann.
Meine Tage beginnen meist um vier Uhr dreißig. Für mich heißt es dann: Aufstehen, duschen, Frühstück für den kleinen Schatz, meinem Mann und mich vorbereiten. Dann trinke ich eine Tasse Kaffee – in Ruhe – und schaue währenddessen in mein Plotbuch. Dies ist eine türkisfarbene Kladde, in der ich alles festhalte, was mir zu meinen Geschichten durch den Kopf schwirrt. Von Charaktereigenschaften bis hin zu genauen Beschreibungen von Orten findet man darin alles. Wenn mir etwas einfällt, dann notiere ich es schnell, ehe ich zwischen sechs und halb sieben meine Männer wecke. Dann geht alles meist vollkommen automatisch. Schwupp haben wir es kurz vor halb acht und alle verlassen das Haus. Nach einem acht Stunden Arbeitstag, der meist gegen kurz vor vier endet, heißt es dann aber noch lange nicht »An die Tasten – fertig – los!«. Zwei Tage die Woche geht´s mit dem Sohn zum Fußballtraining und jeden Freitag zum Familieneinkauf. An den restlichen Abenden schalte ich den Laptop nicht vor neunzehn Uhr an. Häufig ist es so, dass ich dann viel zu müde bin, um lange und intensiv zu schreiben.
Während der Wochenenden sieht es meist anders aus. Da ist der Zwerg draußen, spielt mit Freunden oder schläft bei Oma. Dann, wenn auch mein Mann einverstanden ist, schreibe ich. Die arbeitsfreie Zeit ist immer äußerst produktiv. Was mir unter der Woche an Motivation fehlt, bringt am Wochenende den Kessel zum Kochen. Ob viertausend oder an ganz guten Tagen sogar zehntausend Wörter, Samstag und Sonntag sind meine Schreibtage!
Es ist dennoch schwer, alles unter einen Hut zu bekommen. Ich kann nie planen wann ich und wie viel schreibe. Unvorhergesehenes ist im Leben einer Mutti eben immer dabei. Krankheit, Unlust, andere Termine, der Haushalt und so weiter. Viele denken immer, dass es eine Autorin doch ganz einfach hat. Aber dass gerade in der heutigen Zeit häufig beide Partner arbeiten müssen, dass die Kinder einen viel intensiveren und vollgepackteren Tages- bzw. Wochenplan haben, als wir damals und dass auch die eigene Freizeit viel von einem abverlangt, sieht selten jemand, der nicht auch selbst in dieser Situation ist.
Es ist immer leicht gesagt alles sei so einfach. Aber das ist es bei weitem nicht.
Zu all den Alltagsproblemen kommt der Druck in der Buchwelt perfekt zu sein, hinzu. Die Erwartungshaltung der Leser, die immer schneller eine Fortsetzung wollen, und bei zu langer Wartezeit häufig den Fortsetzungsroman nicht mehr lesen wollen. Die Angst vor schlechten Rezensionen, die Anforderungen an einen Selbst, Erfolg haben zu müssen. Alles Dinge, die eine Mutter neben Familie, Freunden, Arbeit, Freizeit und der Umwelt unter einen Hut bringen muss.
Ich wollte schon oft das Handtuch werfen. Wollte häufig sagen: “Das war´s. Das ist dein letztes Buch“. Aber wenn es dann veröffentlicht wurde und mich die ersten Rückmeldungen erreichten, verwarf ich den Gedanken des Aufgebens wieder. Dabei trage ich die Angst, dass ich versage, dass das, was ich schreibe, niemanden interessiert, immer mit mir.
In einigen Familien erfahren Autoren kein Verständnis für ihre Leidenschaft. Blicke, die verletzen. Worte, die wehtun, sind an der Tagesordnung. Wenn man dann mal über das Schreiben reden will, gibt es niemanden, der zuhört. Meinen Mann interessiert meine Leidenschaft nicht. Er liest meine Werke nicht. Er hat keine Ahnung, was gut ist und was nicht. Folglich habe ich niemanden in der direkten Umgebung, der mich unterstützt. Zuspruch und Rat finde ich bei meiner Schwester und meiner Cousine. Oder ich chatte im Internet mit Gleichgesinnten, mit Buch-und schreibverrückten Menschen, die meine Freunden, Sorgen und Ängste teilen.
Ich hoffe, dass ich euch mit meinem Beitrag ein wenig hinter die Kulissen hab schauen lassen.
Zu mir als Autorin:
Jennifer Heine, geboren 1987 in Leverkusen, lebt – nach einigen Jahren abseits der Heimat – nun wieder in der schönen Stadt am Rhein. Schon als Kind war sie von Büchern besessen, schrieb später kleinere Geschichten und Gedichte für die Schülerzeitung und das Jahrbuch ihrer Schule. Während ihrer Lehre zur Pferdewirtin rückten die Bücher und das Schreiben für ihren Traumberuf in den Hintergrund. Nach mehreren Jahren, die die Rheinländerin im Münsterland und später im Ruhrgebiet verbrachte, absolvierte sie eine Umschulung, gründete eine Familie und brachte ihr erstes Kind zur Welt. Während der Schwangerschaft fand sie die Leidenschaft zum Schreiben wieder. Ihre Freizeit verbringt die Bürokauffrau zum Großteil auf dem Rücken eines Pferdes, in ihrem Schrebergarten oder im Schneidersitz mit Laptop auf der Couch, wo sie ihre Geschichten zum Leben erweckt. De Autorin schreibt Romantasy und Romancebücher für junge Erwachsene und bald auch Fantasy-Crime.
Mehr über Jennifer Heine erfahrt ihr auf:
Website: http://passionofwords.weebly.com/
Facebook: https://www.facebook.com/JenniferHeineAutorin/
Hier der Link zu einem der Werke von Jennifer Heine:
(Foto: Pixabay.com)
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