Hashimoto – Ein Interview mit Angelika Jäger

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Angelika Jäger
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Diagnose Hashimoto

Meine Erfahrungen

Als ich die Diagnose Hashimoto bekam, befand ich mich bereits mitten im Chaos: Depressionen, Gewichtszunahme, Unverträglichkeiten und konstante Erschöpfung plagten mich schon viele Monate. Dazu kam noch das Gefühl, dass mein Kopf in Watte gepackt sei und ich mich dauernd irgendwie “krank” fühlte. Zusätzlich plagte mich Haarausfall.

Ich hatte eine Odyssee bei vielen Ärzten hinter mir. Die meisten sagten, ich solle wegen der Gewichtszunahme einfach weniger essen, die anderen verschrieben mir einfach Antidepressiva und schickten mich zum Therapeuten.

Meine Odyssee

Durch die Antidepressiva nahm ich dann allerdings noch mehr zu. Auch die “stimmungserhellende Wirkung” der Antidepressiva half mir nicht, wieder richtig auf die Beine zu kommen. Der Alptraum ging so lange, bis dann endlich eine Allgemeinärztin, die ich nach meinem Umzug fand, meinte, dass ich eventuell ein Schilddrüsenthema hätte.

Streitgespräch mit der Internistin

Nach der Blutabnahme schickte sie mich zu einer Internistin, die meine Schilddrüse checken sollte. Diese aber weigerte sich, da doch die Werte nur minimal die “Grenzen” des TSH-Wertes überschritten. Erst nachdem ich mich wehrte und meinte, dass meine Hausärztin einen Bericht von ihr erwarte und dass ich nicht gehen würde, bis sie die angewiesene Untersuchung erledigte, tat die Ärztin das, was nötig war: Sie untersuchte meine Schilddrüse mit dem Ultraschall.  Und was soll ich sagen: Meine neue Hausärztin hatte recht, die Schilddrüse war regelrecht durchlöchert und die Internistin entschuldigte sich kleinlaut. (Bei der Erkrankung Hashimoto handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Das Immunsystem greift die Schilddrüse an, glaubt einen Fremdkörper vor sich zu haben und baut diese stetig und fleißig ab)

So geht es vielen

Ich stellte fest: So wie mir ergeht es vielen, vor allem Frauen. Gerade Frauen trifft es mit Hashimoto am meisten und ich wollte nun wissen, warum gerade Frauen betroffen sind. Ebenso interessierte es mich, wie man zu guten Spezialisten findet, die einem nicht nur Hormontabletten verschreiben. Mich trieb auch die Frage, wie und was wir, als betroffene Erkrankte, im Alltag für unser Wohlbefinden tun können. Nicht nur, um unsere Beschwerden in den Griff zu bekommen, sondern sogar möglicherweise ein Fortschreiten der Erkrankung vermeiden zu können.

Nach vielen Jahren der Suche bin ich auf Angelika Jäger getroffen, die sich nicht nur auf das Gebiet Hashimoto spezialisiert hat, sondern inzwischen als hervorragende Ansprechpartnerin viele Erfolge mit ihren Klienten erzielen konnte. Einer der Gründe für ihren Weg war nicht nur, weil sie selbst erkrankt ist, sondern auch, weil sie ähnliche Erfahrungen wie ich machen musste.

Interview mit Angelika Jäger – Spezialistin auf Ihrem Gebiet

Begrüßung

D: Liebe Angelika, schön, dass ich Dich für mein Interview gewinnen konnte. Wie bereits im Eingang erwähnt, habe ich selbst Hashimoto und bin (und tue es noch)durch viele Phasen der Erkrankung gelaufen. Trotz meiner eigenen Recherchen und vielen Versuchen komme ich immer wieder an meine Grenzen. Gerade auch jetzt in den Zeiten des Lockdowns, in denen ich nicht nur mehr Stress habe sondern auch die Dinge, die mir tatsächlich beim Ankurbeln meines Stoffwechsels geholfen haben, nicht umsetzen kann. Wie zum Beispiel die Sauna, die ich sehr zu schätzen gelernt habe. Nach langer Suche und vielen Recherchen bin ich auf Deine Seite dem Hashimoto Guide, gestoßen. Nach einigem durchklicken war ich dann doch so neugierig und wollte Dich unbedingt persönlich kennen lernen. 

Angelika und der Hashimoto

D: Du schreibst, Du selbst bist bereits seit über 11 Jahren an Hashimoto erkrankt. Wie, also mit welchen Symptomen, hat sich die Erkrankung bei Dir gezeigt?

Angelika: Liebe Deborah, du hast sicher mein Schmunzeln bemerkt, bei deiner Schilderung der Odyssee, denn sie ist so typisch und das ist so traurig. Bedenke mal, dass 4 von 5 Frauen im Verlauf ihres Lebens Schilddrüsenprobleme bekommen. Schätzungen gehen davon ausgehen, dass etwa 10% aller Frauen Hashimoto haben, aber nur 2% dieser Frauen die gesicherte Diagnose.

Meist ist es Zufall, wie bei mir, wenn es entdeckt wird. Ich war wegen Haarausfall beim Arzt. Dann kam die Diagnose und die typische Aussage: Da kann man nix machen. Sie nehmen jetzt L-Tyhroxin, irgendwann ist die Schilddrüse weg und auch Hashimoto ist dann erledigt.

Symptome und der erste Weg zur Diagnose

D: Hattest Du den Gedanken, es könnte Hashimoto sein oder war es eine andere Person, die Dir half? Und: Wie lange hat Dein Weg von den Symptomen bis hin zur Diagnose gedauert?

Angelika: Ich hatte ja wie gesagt, außer Haarausfall erstmal keine Symptome. Dachte ich. Denn als ich mit L-Thyroxin anfing, stellte ich schon erstmal fest, dass ich mich nicht mehr so apathisch und ausgeliefert fühlte. Ich hatte damals einen Job, in dem sich der Chef nicht an Vereinbarungen bei der Einstellung hielt. Normalerweise wäre ich da längst weg gewesen, aber dazu fehlte mir die Kraft. Die kam zunächst mit L-Tyhroxin wieder und 3 Monate später habe ich gekündigt und habe woanders angefangen. Ich war erstmal wieder die Alte.

 

Reaktion nach der Diagnose

D: Was waren Deine ersten Reaktionen und Schritte, nach der Diagnose?

Angelika: Nun, ich habe es tatsächlich erstmal locker genommen. Ein Medikament jetzt lebenslang einnehmen zu müssen, war für mich kein Weltuntergang, wenn´s denn hilft. Dann habe ich mir ein Buch von Dr. Kazarian gekauft. Dieses gilt als „Klassiker für Hashimoto“ und ich ging in einige Foren zum Thema Hashimoto. Bei den Foren war ich aber fix wieder weg, denn was da alles jammernd geschildert wurde, hatte ich alles nicht. Ich fürchtete, wenn ich da bleibe, dann bilde ich mir demnächst alle diese Beschwerden ein, oder es wird zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung.

Hashimoto – Eine “Frauenkrankheit”?

D: Ich stellte fest, dass die Anzahl der Frauen, die an Hashimoto erkranken, höher als die Anzahl der Männer ist. Ist das tatsächlich so? Welche Gründe könnten Deiner Ansicht nach ausschlaggebend für diese Entwicklung sein? 

Angelika: Inzwischen kenne ich auch 2-3 Männer mit Hashimoto. Wie bei Migräne werden die Männer eher selten heimsucht, aber dann sind manche Beschwerden bei ihnen heftiger. Es stimmt tatsächlich: Frauen sind etwa 3 x so häufig betroffen.

Ich denke das liegt an unserem Hormonsystem. Hashimoto tritt bevorzugt gerne in hormonellen Umstellungsphasen auf, wie Pubertät, Schwangerschaft und den Wechseljahren. Ursachen gibt es sehr viele und manche können wir auch nicht oder nicht mehr beeinflussen.

Pubertät, Schwangerschaft und Wechseljahre

Angelika: Allein die Pubertät ist ein starke hormonelle Umstellung und leider beginnen viele junge Mädels bereits zu Beginn der Pubertät mit der Einnahme der Pille, die alles noch mehr durcheinander bringt und eine spätere Östrogendominanz begünstigt.

Zahlreiche Frauen aus den Babyboomer-Jahren, einschließlich ich selbst (Jahrgang 1960) waren schwanger als die Tschernobyl Katastrophe eintrat. Auch wir haben hier damals genug Strahlung abbekommen. Der hormonelle Sonderzustand plus die Strahlung sind beides potentielle Auslöser für Hashimoto.

Wer bis zu den Wechseljahren von Hashimoto verschont geblieben ist, sollte sich um eine gute Hormonbalance kümmern. Das kann eine Vorbeugung sein, denn viele Disbalancen sind eine regelrechte Einladung an Mr. Hashimoto sich einzunisten.

Diese Punkte entfallen natürlich bei Männern, was das hohe Aufkommen bei Frauen erklären könnte.

Medikation bei Hashimoto

D: Zunächst möchte ich mich dem Thema Medikation widmen. Welche Hormone in welcher Dosierung hast Du damals verschrieben bekommen? Wie lange hat die Einstellung* gedauert, bis Du Dich „wohl“ fühltest? (*Die Dosierung spielt eine erhebliche Rolle) 

Angelika: Der Doc gab mir zunächst 50er L-Tyhroxin und nach etwa 1 Monat dann 100. Kontrolliert wurde 1 x im Jahr und – wie gesagt – etwa 3 Jahre lang hab ich mich gut damit gefühlt. Zwei Wochen nach der ersten Einnahme habe ich damals angefangen mir den neuen Job zu suchen. Ansonsten hab ich meinen Mitbewohner ignoriert. Ein böser Fehler.

Selbst-Versuche und Scheitern

Angelika: Ich habe auch selbst die Dosis erhöht, wenn ich meinte die anfängliche Power durch die Medikamente ließe nach. Noch ein böser Fehler. Aber durch Zufall bin ich in einer Arztliste im Internet auf einen guten Arzt gestoßen, der dort als Fachmann stand und …. der praktizierte bei mir um die Ecke.

D: Wie kamst Du auf die Idee, dass Hormone alleine nicht ausreichen? Und nimmst Du inzwischen überhaupt noch Hormone?

Burnout

Angelika: Deborah, wir haben einiges gemeinsam. 2012/2013 hat man mir einen Burn-Out diagnostiziert. Die Diagnose war auch naheliegend, denn ich hatte gerade eine große Insolvenz meines damaligen Arbeitgebers begleitet und hatte dabei mächtig viel Stress. Natürlich war ich danach fertig. So fix und alle, dass ich nicht mehr fähig war, irgendetwas zu tun, geschweige denn mir einen neuen Job zu suchen.

In der Reha – bei der ich mich aber deplatziert fühlte – hatte ich endlich Zeit und habe dort angefangen Bücher über Hashimoto zu lesen. Ich begann zu verstehen, was das alles bedeutet. Im Internet habe ich Informationen von z. B. Dr. Terry Wahls regelrecht aufgesaugt. Auch wenn sie MS hat:  Diese Erkrankung ist ebenfalls eine Autoimmunerkrankung. Und wie sie damit umging, begeisterte mich so, dass ich es einfach auch ausprobieren wollte.

Fachlektüre und viele Erkenntnisse auf dem Weg zur großen Erkenntnis

Angelika: Ich las auch von Dr. Dennis Wilson und dem „LowT3 Syndrom“, weil mir L-Thyroxin irgendwie nicht mehr weiterhalf. So lernte ich erstmals die Nebennierenschwäche kennen. Mein Arzt kannte damals den rT3 Wert (Weiterer Link: https://flexikon.doccheck.com/de/Low-T3-Syndrom ) auch nicht. Er hat ihn aber bestimmen lassen und mich danach bei allen meinen Versuchen medizinisch begleitet.

Dann habe ich zu einem Kombipräparat Norothyral gewechselt, da ich das LowT3 Syndrom habe und Novo eine Kombination aus L-Thyroxin und dem stoffwechselaktiven rT3) ist. Das machte einen gewaltigen Unterschied aus.

Inzwischen nehme ich aber die natürlichen Schilddrüsenhormone aus Schweineschilddrüse von der Klösterl Apotheke.

Ernährung bei Hashimoto – KETO

Ketose

D: Hashimoto ist ein sehr großes Thema. Ich möchte mich in diesem Interview auf einen Teilbereich reduzieren. Mich persönlich interessiert das Thema Ernährung bei Hashimoto ganz besonders. Deswegen meine erste Frage an Dich: Welche Erfahrungen hast Du mit der Umstellung Deiner Ernährung gemacht und vor allem: Wie bist Du auf die Idee gekommen, in die Richtung „KETO“ zu gehen?

Angelika: Nun, angefangen habe ich mit einer Paleo Ernährung. Ich merkte, dass mir der Verzicht auf Getreide (Gluten) und Industrienahrung, sowie Zucker sehr gut tat. Gleichzeitig erfuhr ich durch diverse Kurse von amerikanischen Experten (die sind dort teilweise sehr viel weiter, als wir hier), dass es auch den Nebennieren zu Gute kommt, Kohlenhydrate zugunsten guter Fette zu reduzieren.

Ich las von Ketose und erhöhte die Fettmengen so, dass ich in Ketose kam. Und dann ging es mir noch etwas besser und ich bekam nochmal einen Energieschub (so wie beim Medikamentenwechsel), ich fühlte mich noch wacher und vor allen Dingen, meine Klamotten wurden erstmals wieder weiter, statt dauernd enger. Ich nahm ab und das ohne zu hungern. Heute kombiniere ich Keto mit Paleo und mache das auch zyklisch, so ähnlich wie die Bulletproof-Ernährung von Dave Asprey, der übrigens auch Hashimoto hat.

 

Milch und Soja bei Hashimoto

Milch

D: Unter Hashimoto-Erkrankten gibt es viele Gerüchte und auch viel Austausch, was den Konsum von Milch und Soja angeht. Als ich einmal meine Endocrinologin zu dem Thema befragte, war sie überhaupt nicht darauf eingestellt, wenn nicht sogar überfordert und konnte mir daher diesbezüglich keinerlei Auskunft geben. Ich bekam lediglich den Satz „Da müssen Sie mal googeln“ und ein paar nette Abschlussworte mit auf den Weg.

Wie stehst Du zu Milch und Milchprodukten? Milch soll angeblich die Entzündungen verstärken. Hast Du diesbezüglich Erfahrungen gemacht? Was empfiehlst Du Hashimoto-Erkrankten?

Angelika: Das ist richtig, dass Milchprodukte Entzündungen verstärken, sie schädigen zusätzlich auch den Darm und was besonders wichtig ist:

Milch enthält Kasein und Kasein steht im Verdacht auch Östrogendominanz zu fördern.

Der Eingriff ins Hormonsystem ist übrigens auch, aber nicht nur, ein Grund warum ich Soja ebenso auf die Verbotsliste setze.

D: Noch eine Frage zum Thema Milch-und Milchprodukte: Sollten demnach Hashimoto-Erkrankte auch ganz auf Käse verzichten oder darf es hi und da mal ein kleines Stückchen sein, zum Wein dazu?

Angelika: Zu Anfang einer Gesundheitsreise um Hashimoto in den Griff zu bekommen, sollte wirklich auch auf alle Milchprodukte verzichtet werden. Wenn der Körper sich erholt und stärker wird, weil ihm viele Reizstoffe nicht mehr zugeführt werden, dann kann er auch damit umgehen. Ich selbst esse inzwischen durchaus mal etwas Feta im Salat, aber ich betrachte es immer noch eher als Ausnahme und lasse es nicht zur Regel werden.

 

Soja 

D: Welche sind die weiteren Gründe, auf Soja und Soja-Produkte zu verzichten? Wie stehst Du zum Thema Soja und Sojaprodukte? Sie sollen nicht nur Einfluss auf die Hormone allgemein, sondern auch auf die Wirkungsweise der Hormon-Tabletten haben.

Angelika: Soja enthält Substanzen die die Aufnahme von Schilddrüsenhormonen blockieren, in den Hormonhaushalt eingreifen, Antikörper erhöhen und stille Entzündungen befeuern.

Mein Arzt hat direkt zu mir gesagt: „Soja ist Selbstmord für die Schilddrüse“.

Deshalb empfehle ich meinen Klienten immer, den Verzicht von Soja, Gluten (Getreideprodukte) und Milchprodukten und das auch durchaus in dieser Reihenfolge.

Sojaalternativen für Veganer und Vegetarier

D: Das mit den Sojaprodukten ist ein ganz wichtiges Thema, wenn Hashimoto-Erkrankte, sich für die vegetarische, vegane oder pescetarische Lebensweise entschieden haben. Ich zum Beispiel bin Vegetarier und aktuell auf dem Weg, wieder 100 Prozentige Veganerin zu werden. Da sind Tofu-Produkte eine gute Alternative zu Fleisch und gute Proteinlieferanten. Was kannst Du den Lesern empfehlen, die kein Fleisch oder gar keine tierischen Produkte zu sich nehmen wollen?

Angelika:  Das ist eine schwierige Frage, denn eine rein vegane Ernährung sehe ich bei Hashimoto eher kritisch. Sowohl Proteine wie auch Fette, werden aus tierischer Herkunft deutlich besser aufgenommen, als aus pflanzlichen Quellen. Bei Fetten stellen Kokosöl, Olivenöl und Avocadoöl die einzigen empfehlenswerten pflanzlichen Quellen dar. Omega 3 kann sehr gut aus Algenöl genutzt werden, denn letztlich hat der Lachs, der als reiche Quelle gilt, sein Omega 3 ja aus den Algen.

Wenn vegetarisch oder vegan, dann kann ich für die ausreichende Proteinzufuhr nur Erbsen- und Hanfprotein empfehlen. Beide sind auch geeignet für eine „Ausschlußdiät“ wie das Autoimmunprotokoll. Inzwischen habe ich gesehen, dass es ein oder 2 Firmen gibt, die auch Fleischersatzprodukte aus Erbsenprotein und Kombis aus Erbsen– und Hanfprotein anbieten.

Es muss aber dringend auch supplementiert werden, B12 ist da der wichtigste Kandidat, denn hier kann, ebenso wie bei Eisen ein Mangel entstehen.

“Keto”

D: Du ernährst Dich „keto“. Wie funktioniert eine derartige Ernährungsweise? Was bedeutet dies für Deinen Speiseplan und wie kann eine Umstellung am besten erfolgen?

Angelika: Wenn man es einmal verstanden hat, ist es recht einfach.

Skaldeman Formel

Angelika: Eine Hilfestellung ist die Skaldeman Formel:

Auf Lebensmittelverpackungen stehen i.R. alle Nährwerte drauf.

Eiweiss und Kohlehydrate werden in g zusammenaddiert. Die Fettmenge in g – dividiert durch die Summe der beiden, sollte immer über 1 besser noch über 1,2 -1,5 liegen, dann ist ein Lebensmittel keto-tauglich.

Lebensmittelqualität und Regeln bei Keto

Angelika: Keto sagt allerdings nichts zur Qualität der Lebensmittel aus. Deshalb ist „LCHF“(Low Carb High Fat ) als ketogene Ernährungsform besser geeignet oder auch „Bulletproof“. Da kommt es nämlich darauf an, dass die Lebensmittel sauber sind, keine Zusatzstoffe, Gifte usw. enthalten. Fleisch kommt nicht aus Massentierhaltung sondern aus artgerechter Haltung, denn Massentierfleisch ist extrem gesundheitsschädlich und nicht nur Tierquälerei.

Es gibt auch ganz einfache Regeln: Nimm einen Teller – der sollte bei LCHF eine Portion Eiweiss (also Fleisch, Fisch, Eier) enthalten, etwa Handteller groß (keine Sorge, jeder hat die Hand, die seinem Bedarf entspricht) und dazu gibt es etwa die 3 fache Menge an Gemüse mit gutem Fett. Das macht satt und versorgt den Körper mit dem was er braucht.

Bei veganer Lebensweise kann es dann sinnvoll sein, die Proteinmengen durch Smoothies mit pflanzlichem Proteinpulver zu erreichen.

Keto bei Veganern und Vegetariern:

D: Können Veganer und Vegetarier sich auch „keto“ ernähren?

Angelika: Es ist schwierig. Natürlich deutlich schwieriger, als nicht vegan. Schließlich fällt eine Hauptproteinquelle weg und Protein ist im Gegensatz zu Kohlenhydraten ein essentieller Nährstoff, den wir brauchen. Vegetarisch ist noch etwas leichter, weil oft Fisch und Eier toleriert werden. Aber ja, es gibt inzwischen auch Kochbücher und Rezepte im Netz mit veganen Ketogerichten. Aber auch hier kann man nicht alles nutzen, genau so wie auch bei vielen normalen Keto-Büchern. Hier ist darauf zu achten, auf die Rezepte zu verzichten, die für Hashimoto kritische Lebensmittel enthalten.

Also Fazit: Ja es geht – allerdings muss man sich noch etwas mehr damit beschäftigen und somit ist es etwas zeitaufwendiger.

Obst – Gemüse – Nüsse bei Hashimoto

Superfood für Hashimoto

D: Wenn Du mir jeweils vier besonders gute Gemüse- Obsts- und Nussorten für Hashimoto-Erkrankte empfehlen könntest? Welche wären das?

Angelika: An erster Stelle Brokkoli (er enthält Sulforafam, eine starke Unterstützung für die Entgiftung), alle grünen Blattgemüse, und keine Angst vor Kohl (die oft kritisch betrachteten Goitrogene werden beim garen zerstört, deshalb muss man nicht auf die Vitaminpower in Kohl verzichten – nur eben Kohl nicht roh verzehren), Süßkartoffeln statt Kartoffeln, Beerenfrüchte weil diese einen niedrigen Zuckergehalt und viele Vitamine beinhalten. Insbesondere Blaubeeren wirken sehr entzündungshemmend.

Nüsse sollten nur aus kontrollierten Quellen verwendet werden, denn sie sind anfällig für Schimmel. Bevorzugte Nüsse sind hier: Walnüsse und Macadamia.

Wusstest du, dass Walnüsse in Prüfungssituationen genial sind, um Konzentrationsschwächen zu überwinden? (Zwinkersmilie)

Lieber nicht bei Hashimoto?

D: Gibt es Gemüse- und Obstsorten, die man mit der Diagnose Hashimoto lieber meiden sollte? Wenn ja, aus welchen Gründen?

Angelika: Es gibt da nicht viel, was wirklich ungeeignet ist. Edame und Sojasprossen aus den Sojagründen. Nachtschattengewächse wie Tomaten, Paprika, Auberginen sind nicht per se ausgeschlossen. Nur reagieren manche Menschen mit Hashimoto darauf. Das kann man aber austesten. Einfach mal für 4 Wochen meiden und dann in kleinen Mengen wieder versuchen. Der Körper zeigt uns dann schon, was er mag und was nicht.

Beim Obst geht grundsätzlich auch fast alles. Physalis zählt zu den Nachtschatten, also sind sie mit etwas Einschränkung zu beachten.

Ansonsten sollten Obstsorten mit hohem Zuckergehalt gemieden werden, weil das zu Blutzuckerspitzen führen kann, die auch die Nebennieren stressen.

Adaptogene Pflanzenstoffe

D: Du hast in Deinem Blog folgende Kategorie: https://ketoleo.de/wie-adaptogene-pflanzenstoffe-bei-hashimoto-helfen/. Was sind adaptogene pflanzenstoffe? Ist es möglich, dass Du uns das in drei bis vier Sätzen kurz erklärst?

Angelika: Also Wikipedia sagt dazu: Adaptogen ist eine alternativmedizinische Bezeichnung für biologisch aktive Pflanzenstoffe, die dem Organismus helfen sollen, sich erhöhten körperlichen und emotionalen Stresssituationen anzupassen.

Einfacher ausgedrückt, sind es Substanzen in einigen Pflanzen, die tatsächlich auf verschiedene Weise dem Körper helfen mit Stress besser umgehen zu können. Dabei wirken sie immer ausgleichend. Wenn du durch Stress überdreht bist, bremsen sie die Reaktionen aus, bist du dagegen eher müde, antriebslos wirken sie eher belebend. Aber man muss schon auch ein wenig aufpassen: Schisandra zum Beispiel ist bei Schwangerschaft nicht zu empfehlen, weil es wehenfördernd wirken kann.  

Kochbücher – Empfehlungen

D: Angenommen, ich möchte meine Ernährung im ersten Schritt ändern? Gibt es Kochbücher, die Du ganz besonders empfehlen würdest? Gibt es gute Keto-Kochbücher auch für Veganer? Und schreibst/kreierst Du selbst Rezepte? 

Angelika: Ja eindeutig. Bei Hashimoto und Autoimmunerkrankungn  ist das Kochbuch von Amy Myers klasse, für Nicht-Veganer (Ebenso interessant könnte sein: Autoimmunlösung ein gesundes Immunsystem beginnt im Darm). Das Kochbuch von Myers gibt es inzwischen auch in der deutschen Übersetzung.

Langsam wächst auch das Angebot an Büchern für Keto und vegan – inzwischen gibt es ebenso deutschsprachige Bücher. Ich habe das Buch „Ketotarian“ – was aber in englisch ist und etwas mehr in die vegatarische Richtung als vegan geht. Auch hier sieht man, dass die Experten wie Wahls, Wentz, Cohen u. a. bislang noch nichts in Hashimoto und Vegan auf dem Schirm haben. Vielleicht ändert sich das mit der Zeit noch. Keto Kur von Rüdiger Dahlke steht auch in meinem Regal (Anmerkung d. Redaktion: Werden Sie fündig bei der Peace-Food-Serie). Dahlke ersetzt viel Protein mit Lupinen-Protein. Das ist eine Alternative, sollte aber auch vorsichtig genossen werden, denn hohe Mengen Lupine können durchaus toxisch wirken.

Mir selbst fehlt die Zeit um Rezepte zu kreieren, aber ich kombiniere oft aus bestehenden Rezepten der Bücher was eigenes.

Rezepte selbst kreieren für Veganer

Angelika: Wenn ich selbst auf vegan umsteigen würde, wäre mein Tipp:

Gemüse satt mit gutem Fett und daraus auch Rezepte basteln. Getreide, Soja, auch Pseudogetreide  meiden und dazu würde ich persönlich Shakes und Smoothies mit den genannten Proteinpulvern nutzen, um die Eiweiß-Zufuhr zu gewährleisten, sowie mit B12, Eisen und Zink ergänzen.

Übrigens ist Quinoa die einzige Pseudogetreidesorte, die ich empfehlen würde, da Quinoa einer Östrogendominanz entgegenwirkt, was in den Wechseljahren zu empfehlen ist.

Hashimoto im Lockdown 

D: Was können wir nach Deinem Ermessen mit Hashimoto derzeit tun, um im Lockdown besser zurecht zu kommen? Unsere sozialen Kontakte sind eingeschränkt, wir bewegen uns weniger, was den Stoffwechsel auch beeinflusst und der Stress ist anders geworden, vor allem bei Müttern, die nun Homeoffice und Kinder im „Schuloffice“ zu Hause haben. Auszeiten, wie wir sie bis Anfang 2020 kannten, sind kaum möglich.

Angelika: Ganz wichtig ist ein positive Einstellung und Ausgleich zu schaffen. Soweit ich weiß, darf man auch jetzt noch allein spazieren gehen, was auch etwas Nordic Walking nicht ausschließt.

Kontakt soweit wie möglich digital nutzen.

Affirmationen nutzen, die uns positiver einstimmen. Und auch einmal etwas ungewöhnliches versuchen: Lachyoga ist eine tolle Alternative. Ich habe einmal eine Sitzung bei einer Kollegin mitgemacht. Es wird grundlos gelacht, auch wenn du dich gerade gar nicht gut fühlst und dein Lachen nicht echt ist. Das Gehirn kann nicht unterscheiden, ob du echt oder unecht lachst. Es sendet einfach Endorphine und Botenstoffe für Glückshormone aus und kann so die Stimmung verbessern. Einfach ausprobieren, tut nicht weh, kann aber helfen. (Zwinkersmilie)

Nebennierenschwäche 

D: Ganz interessant fand ich Deinen aktuellen Podcast zum Thema Nebennierenschwäche. Gerade auch als zertifizierter Burnout-Coach weiß ich, dass dauerhafter Stress über die Nebennieren gemessen (Cortisol) werden kann und dass eine NN-Schwäche hier möglicherweise einen Hashimoto als Folge hat, bzw. ein Teil des Hashimotos ist. Vor allem in den jetzigen Zeiten, wenn die Gesellschaft wegen der herrschenden Pandemie und deren Auswirkungen auf Bildung, Wirtschaft und Gesundheit besonders viel Stress hat, ist die NN-Schwäche eigentlich ein besonders wichtiges Thema.

Wie stehst Du zu dem Beitrag des SWRs, in dem die „Nebennierenschwäche als nicht existent“ betrachtet wurde? Ich persönlich war sehr schockiert über den Beitrag.

Angelika: Ich auch. Zumal damit alle Betroffenen in die Hypochonder-Ecke geschoben werden. Sie werden doch eh schon nicht ernstgenommen. Ich habe auch den SWR angeschrieben und es kam nur zurück, es gäbe keine Evidenz für Nebennieren-Schwäche.  

Dann tun wir denen den Gefallen und nennen es „eine hormonelle Funktionsstörung der Nebennieren“, denn die lässt sich auch labortechnisch nachweisen. Die Kurvenverläufe von Cortisol und DHEA sind bei jemandem der diese Funktionsstörung hat, völlig anders als bei einem Menschen ohne diese Störung. Das weisen seriöse Labore wie GanzImmun und Medivere eindeutig nach.

Darauf bin ich auch in meinen Podcast eingegangen, denn mir ist es wichtig, dass Betroffene sich nicht verrückt oder allein fühlen. Was sie täglich spüren, gibt es und die Symptome bilden sie sich nicht ein. Jetzt haben wir eben einen anderen Namen dafür.

Angelika Jäger

Beratung bei Angelika Jäger

D: Wenn eine der LeserInnen Interesse hat, sich von Dir beraten zu lassen, welche Optionen gibt es? Bietest Du Coachings oder besondere Programme? Und wie können interessierte LeserInnen und Betroffene mit Dir am Besten in Kontakt treten?

Angelika: Es gibt zwei Wege und auch individuelle Kombinationen daraus. Ich biete ein Erfolgskonzept als Online-Einzelkurse oder Kombipaket an. Das ist mein Reset-Konzept, bei dem über eine sanfte Leberentgiftung, eine intensive Nebennieren-Erholung und ein Darm-Gesundungssprogramm die drei wichtigsten Grundursachen für die vielfältigen Beschwerden bei Hashimoto überwunden werden. Und damit verschwinden die Beschwerden auch. Das Programm ist die Grundlage für eine Remission.

Wer Kurse nicht mag, kann natürlich auch eine 1:1 Betreuung bekommen, für die ich Einzelstunden oder auch Stundenpakete anbiete. Die bieten sich auch an, wenn nach einem Kurs noch spezifische Probleme bestehen, die ich mit der Klientin tiefer recherchieren sollte. Eine Klientin von mir hat sich beispielsweise für den Kombikurs entschieden, wollte das aber alles in einer intensiven Betreuung umsetzen. Wir haben dann ein Stundenpaket dazu genommen, was sie natürlich als Teilnehmerin auch günstiger buchen konnte.

Ich biete immer ein kostenloses Beratungsgespräch an und für eine optimale Vorbereitung habe ich einen Online-Fragebogen. Die Analyse bespreche ich dann im persönlichen Gespräch. 

Du siehst: Es gibt viele Möglichkeiten oder wie ich auch gerne sage: Es gibt für jedes Problem eine Lösung, wenn man wirklich Lösungen will, wenn nicht, gibt’s auch für jedes Problem eine Ausrede.

Schlussworte

D: Liebe Angelika, ich bedanke mich recht herzlich für die Zeit, die Du Dir für unser Interview genommen hast. Da das Thema Hashimoto sehr ergiebig ist, werde ich sicher bald wieder auf Dich zukommen und freue mich auf unser nächstes Interview.

Mir hat es auch Spaß gemacht. Manchmal muss ich aufpassen, dass es für mein Gegenüber nicht zu viel wird, wenn ich auf mein Herzensthema angesprochen werde. Ich bedanke mich für die Möglichkeit die du mir mit dem Interview gegeben hast. Ich halte dich sicher auch auf dem Laufenden, wenn es neue Erkenntnisse und Entwicklungen in Sachen Hashimoto und veganer Ernährung gibt.

Hier gibt es weiterführende Links, direkt von Angelika Jäger:  

Übersicht zu Büchern:

https://amzn.to/35pQD5p

Buch: Keto – tarian – https://amzn.to/2LbRJLc

Für Veganer: Koch-Buch: Keto Kur, von R. Dahlke

Kochbuch A. Myers – Autoimmun-Kochbuch: https://amzn.to/3pZsMRI

Angelika Jägers Angebote und den im Interview erwähnten Fragebogen:

Meine Angebote: https://ketoleo.de/angebot/

Und für 1:1 : https://ketoleo.de/11-unterstuetzung-bei-hashimoto/

Fragebogen: https://ketoleo.de/hashimoto-online-fragebogen/

 

Weitere Informationen für Sie, liebe Leser:

Fotos: Angelika Jäger (Profilfoto), Pixabay (weitere Fotos im Text)

Die Buchverlinkungen enthalten Affiliate-Links

 

 

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