Was hat Stress mit Tinder zu tun?

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Heute habe ich einen Gastbeitrag von einer Frau mit Witz, Charme und Fachexpertise. Sie ist Spezialistin auf dem Gebiet des Stresses und bei LinkedIn ebenso zu finden, wie bei Amazon im Buchangebot. Mit drei Büchern hat sie sich bereits einen Namen gemacht und begeistert mit ihrer lockeren Art und dem Humor, den sie immer im Rucksack dabei hat:

Melissa Veronika Lobert schreibt heute den Gastbeitrag auf dem Gästesofa, natürlich zum Thema Stress. Aber was hat Stress mit Tinder zu tun? 

Stress würde auf Tinder die meisten Matches kriegen

Ja, genau so! Aber fangen wir mal von vorne an…

Stress bedeutet (auch) Wachstum! Stress ist ebenfalls nicht immer negativ und sind wir mal ehrlich, welche von Ihren Beziehungen war so konstant, so verlässlich, so allumfassend, wie die zu Ihrem Stress?

Ich sag´s Ihnen, der Stress, der lässt Sie nicht hängen! Klingt schon einmal nach dem Match überhaupt, nicht wahr?

Lassen Sie uns jedoch zunächst einmal festhalten, dass es zwei Formen von Stress gibt. Bräuchte es dann zwei Tinder Accounts🤔

Die Zwei (Stressarten)

Distress – die Form kennt jede Person. Ich verfüge nicht über die passenden Ressourcen, um der Anforderung gerecht zu werden, die aktuell auf mich einprasselt.

Eustress – den kennten leider nicht so viele! Ich verfüge über die passenden Ressourcen, um der Anforderung gerecht zu werden, die aktuell auf mich einprasselt.

Und wenn ich Ihnen jetzt noch sage, dass Stress unser Überleben gesichert hat und lediglich eine körperliche Reaktion ist, damit wir schneller rennen oder fliehen können, dann ist bei Ihnen wahrscheinlich ganz vorbei- ist aber so.

„Stress ist lediglich eine körperliche Reaktion auf eine angenommene oder reale Gefahr, um kurzfristig die Leistungsbereitschaft zu erhöhen.“

Nicht mehr und nicht weniger. Ja, Sie dürfen beginnen mit Ihrem Stress Frieden zu schließen, zumindest ein bisschen. Sie müssen ihn nicht weiter verteufeln. Nicht die Freundschaft aufkündigen, wirklich nicht.

Beziehung fürs Leben oder Quickie – Stress sichert dein Leben

Denn er ist eine absolute verlässliche und treue Seele, er sicherte über Jahrtausende unser aller Überleben. Ach, das ist wirklich schon ein cooler Typ der Stress – man könnte Ihn wirklich mit den Informationen direkt so bei Tinder reinstellen und es wäre das Profil mit den meisten swipes nach links, oder rechts, ich bin nicht auf Tinder und kenne die links/rechts swipe Nummer nicht so gut. Könnte es mir aber so oder so ähnlich vorstellen.

Auf jeden Fall würde Stress viele Matches kriegen! Er könnte sie alle haben!

Ehrlichkeit gehört in jede Beziehung – auch hier!

Doch, wir sind ja ehrlich miteinander. Wie bei allem im Leben macht es die Balance. Und ja, auch Stress hat unangenehme Seiten, so wie der Partner der ständig die Socken rumliegen lässt oder die Partnerin, die sich 3 Stunden schminken muss. (#geschlechterschubladewiederschließenbitte/danke)

#humorreduziertstress und kurzer Tipp am Rande, nehmen Sie nicht alles und vor allen Dingen sich selbst nicht so ernst, sie kommen hier eh nicht lebend raus. Mein 15-jähriger Neffe würde jetzt, um das zu untermauern, sagen: „Chill mal Tante Lisa“ und er hätte recht.

Die Würze macht´s

Seis drum, wie ich immer sage: „Stress ist wie Chili. Würzen Sie zu viel, wird das Leben ungenießbar. Die richtige Dosierung macht´s aus.“

Was bedeutet das also für Sie? In erster Linie Prävention und Bewusstsein (er-) schaffen. Sich halt selbst besser kennen zu lernen und eine individuelle Bestandsaufnahme anzufertigen.

Was genau stresst mich aktuell WIRKLICH- also, was steckt hinter dem ersten Gedanken „Ich bin „gestresst“?

Werde ich bzw.  werden meine Bedürfnisse nicht ernst genommen? Von mir selbst oder anderen? Setze ich mir unrealistische Ziele? (innere Stressoren)

Werde ich durch Lärm, Kälte, Wärme, ständig gestresst? Beispielsweise durch eine Baustelle direkt vor der Tür? (äußere Stressoren)

 

Bestandsaufnahme – Let´s talk about Stress

Weshalb die Bestandsaufnahme so wichtig ist? Naja, wenn Sie sich eher von inneren Stressoren stressen lassen, Sie aber an den äußeren Stressoren arbeiten, dann ist das wie Schaukeln – sie bewegen sich zwar kommen aber nicht voran. Oder wie Schattenboxen, sie boxen zwar, treffen aber niemals. Oder halt wie bei Tinder, wenn Sie nach links swipen, um jemanden kennenzulernen, aber sie müssten eigentlich nach rechts swipen- Sie verstehen schon. Sie tun zwar etwas, kommen aber Ihrem Ziel nicht wirklich näher. (Sie wären überrascht, was ich nicht schon alles Kurioses gehört und ja auch gesehen habe in meiner Tätigkeit als Stressmanagerin und Burnout Präventionskursleitung)

Und dann kommen wir zur Prävention. Versuchen Sie Ihr persönliches Energiefass so gut und wann immer Ihnen möglich zu füllen, sodass in herausfordernden Situationen auch mal mehr herauslaufen kann ohne das Sie auf dem Trocknen sitzen. Man nennt es auch Resilienz – ja, ich weiß ein großartiges Modewort. Aber hey, hier wird es praktisch, versprochen!

Resilienz – Dein bester Freund in Krisenzeiten und im Stress

Resilienz bedeutet psychische Widerstandsfähigkeit. Also, dass Menschen herausfordernde Situationen ohne langanhaltenden Schaden bewältigen.

Wie bei einem Schwamm, der immer wieder zurück in seine Form gerät, egal wie oft ich ihn zusammendrücke- er kehrt irgendwann in seine Ausgangsposition zurück.

Oder wie ein Regenschirm im Regen. Es regnet zwar weiterhin, aber der Mensch schützt sich mit dem Regenschirm und wird nicht nass.

Resilienz besteht aus sieben Säulen. Je ausgeprägter die Säulen, desto resilienter ist ein Mensch. Das ändert sich im Laufe des Lebens, manche Säulen sind mal mehr mal weniger gefüllt und das Beste ist, wir können aktiv daran arbeiten, die Säulen auszubauen.

Das Geheimnis der sieben Säulen zur Stressprävention

Anbei stelle ich Ihnen die sieben Säulen vor und gebe Ihnen direkt einen Tipp mit auf den Weg, wie Sie diese eine Säule ausbauen könnten.

1.Akzeptanz

ich nehme die Dinge so wie sie sind. Ich kann mich mit unabänderlichem gut abfinden.

Mein Tipp: Sie lassen von einer Situation nicht ab? Sie denken ständig hätte, wäre, wenn?

Dann habe ich ein Gedankenexperiment für Sie.

Stellen Sie sich die Situation noch einmal vor. Und dann fragen Sie sich, haben Sie in der Situation, mit dem Wissen und den Fähigkeiten, die Sie in diesem Moment hatten, die bestmögliche Entscheidung getroffen?

Die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dass Sie das getan haben, denn sonst hätten Sie ja eine andere Entscheidung getroffen. Mit diesem Gedanken können Sie vielleicht ein wenig besser von dieser Situation ablassen.

2.Soziales Netzwerk

ich vertraue auf mein Netzwerk. Ich muss nicht alles allein schaffen.

Mein Tipp: Vereinbaren Sie JETZT ein Treffen mit einer Person, die Sie gerne um sich haben. Rufen Sie JETZT an und finden Sie einen Termin. Essen gehen? Spazieren? Gemeinsam Sport machen? Backen? Kreativ sein – überlegen Sie, was zu Ihnen passt und womit Sie gemeinsam Zeit verbringen wollen.

3.Optimismus

Bedeutet nicht, so wie es viele denken, alles krampfhaft ins Positive zu drehen, nein, es bedeutet sich sicher zu sein, dass man die Herausforderung schon irgendwie schafft. „Es wird schon werden, auch wenn es gerade doof ist!“

Mein Tipp: Feiern Sie doch mal die Erfolge für ein paar Wochen. Legen Sie einen Block und einen Stift an Ihr Bett und schreiben Sie abends auf, was Sie geschafft haben! Was Erfolge sind? Das kann ganz unterschiedlich sein, wenn Sie zum Beispiel in letzter Zeit wenig gesund gegessen haben, feiern Sie gesunde Mahlzeiten. Wenn Sie sich immer wieder von einer Person negativ beeinflussen lassen, feiern Sie, dass Sie ihr aus dem Weg gegangen sind. Den Sport, den (teilweise) erledigten Haushalt, den Abschluss eines Projektes und ja, manchmal auch das Haus verlassen zu haben oder zu duschen – denn die Frage ist IMMER INDIVIDUELL, wo genau starten Sie gerade?

4.Lösungsorientierung

ich finde Lösungen für herausfordernde Situationen. Also, ich denke in Lösungen und nicht in Problemen.

Mein Tipp: Machen Sie sich eine Liste mit Ihren Stärken und Fähigkeiten, die Ihnen in der Vergangenheit geholfen haben, Lösungen zu finden.

5.Selbstwirksamkeit

ich empfinde mich selbst als wirksam. Ich habe Einfluss und bin kein Spielball der anderen. Ich sehe in Problemen erst einmal eine Herausforderung, der ich wirksam entgegentreten werde.

Mein Tipp: Sie fühlen sich überrumpelt und beispielsweise sagen Sie oft „Ja“, obwohl Sie „Nein“ meinen? Erbitten Sie sich Zeit, um sich zu ordnen in dem Sie beispielsweise sagen – „Das klingt interessant, da muss ich drüber nachdenken, ich melde mich bei Ihnen“. Danach denken Sie ausgiebig darüber nach, weshalb Sie dies nicht wollen/wollen. Dann denken Sie über den Mehrwert nach, wenn Sie Ja oder Nein sagen würden. Dann entscheiden Sie sich und geben eine klare Rückmeldung, wie beispielsweise: „Ich werde nicht dabei sein, weil ich (…)“

Kurzer Einschub am Rande. „Nein“ ist aus meiner Sicht kein ganzer Satz, sondern kann je nach Beziehungskonstrukt mehr Probleme erschaffen als eine kleine Erklärung, weshalb man das so sieht. Wenn Sie wissen, weshalb Sie nein sagen und den Mehrwert dahinter klare haben, dann haben Sie auch kein Problem damit eine „Erklärung“ zu geben. Stellen Sie sich mal vor Sie bitten jemanden um etwas oder bieten jemandem etwas an und der sagt einfach „Nein“ – ist auf einmal nicht mehr so cool, der Postkartenspruch „Nein ist ein ganzer Satz“ oder.

6.Verantwortung

ich übernehme die Verantwortung für mich und mein Handeln und ich weiß, wo die Verantwortung der anderen liegt. Ich bin kein Opfer der Umstände, sondern Schöpfer.

Mein Tipp: Schreiben Sie auf einen Zettel Ihren Namen. Malen Sie einen Kreis darum und schreiben Sie in diesen Kreis alles, worüber Sie die Verantwortung haben. Um den Kreis herum schreiben Sie alles auf, worüber Sie keine Verantwortung haben. Entlasten Sie sich durch die Visualisierung, ziehen Sie durch den Kreis eine Grenze.

7.Zukunftsorientierung

ich weiß, wohin ich will, wie meine Zukunft aussehen soll und arbeite aktiv daran. Meine Ziele sind realistisch.

Mein Tipp: Wo sehen Sie sich denn in 1 Jahr, 3 Jahren, 5 Jahren? Was wünschen Sie sich für Ihr Leben?

Gedankenexperipente mit Stress, Prävention und Resilienz

Ein weiteres Gedankenexperiment folgt nun:

Stellen Sie sich vor, Sie blicken auf Ihr Leben zurück. Was genau müssten Sie erreicht haben, damit Sie voller Erfüllung sagen, das Leben habe ich vollkommen ausgekostet? Nehmen Sie sich dafür Zeit. Malen Sie sich alles genau aus. Wie sähe das aus? Wie hätte sich das angefühlt? Und dann machen Sie sich einen realistischen Plan, wie Sie diesem Leben einen Schritt näherkommen könnten. Schritt für Schritt – von einmal ins Fitnessstudio wird man schließlich auch nicht schlank. Gesund ernährt hat man sich nach 3o Jahren Fastfood auch nicht, wenn man in den Apfel gebissen hat.

In diesem Sinne, arbeiten Sie PRÄVENTIV an Ihrer Resilienz, damit Sie den nächsten Sturm gut aushalten. Damit Ihr Energiefass prall gefüllt ist. Damit an Ihnen alles wie Teflon abperlt, damit Sie… na Sie wissen, worauf ich hinaus möchte!

 

Sie haben Ihr Schicksal mit dem Stress in eigener Hand

Sie können etwas tun – seien Sie sich genug wert, denn es wird keiner kommen und Sie resilienter machen.

In den Kommentaren finden Sie die Links zu meinen Büchern, da sind noch so einige Zaubertricks verschriftlicht- leider steht dort nicht, wie das nun mit Tinder richtig läuft, aber ich verspreche Ihnen, wenn Sie das wissen wollen, finde ich das für Sie raus!

Welche Ideen haben Sie zum Thema Resilienz verstärken? Schreiben Sie es gern in die Kommentare.

 

Bücher von der Autorin (Die Links führen zu Amazon):

 

Stress lass nach – oder lieber doch nicht!: Systemisch mit dem multimodalen Stressmanagement Präventionskurse abwechslungsreich gestalten – Lobert,  Melissa Veronika: Amazon.de: Bücher

S-O-S für gestresste Familien: Soforthilfen für den Alltag – so wird Ihr Kind resilient : Lobert, Melissa Veronika: Amazon.de: Bücher

Vier Jahreszeiten: Autogene Fantasiegeschichten für Kursleitungen: Autogenes Training Fantasiegeschichten für Kursleitungen : Lobert, Melissa Veronika, Meier, Dorina Elisa: Amazon.de: Bücher

 

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