Brief an Sylvia

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Königinnen von der Venus

wir waren wie Schwestern vom gleichen Planeten und haben nach Anerkennung und Liebe gesucht. Meine Freundin Sylvia hatte am 23. August 2018 beschlossen, wieder zu ihrem Heimatplaneten zurückzukehren. Sie entschied sich für den Suizid, ohne Brief und für uns alle kam es völlig überraschend. Nach Außen hin lächelte sie, lachte über Witze und erzählte uns über ihre Zukunftspläne. Innen sah es wohl sehr viel dunkler aus, als wir es jemals erahnen hätten können.

Wie wir uns kennen lernten

Sylvia und ich verstanden uns sofort. Mein Sohn erlitt mit acht Jahren einen Unfall, bei dem ihr Sohn beteiligt war. Mein Sohn musste damals von einem Krankenwagen abgeholt werden, weil der Unfall so schwer war,

Sylvias Sohn erlitt einen Schock und weinte zu Hause bitterlich wegen der auftauchenden Schuldgefühle.

Das Universum hatte damals beschlossen, uns auf eine ganz besonders emotionale Art und Weise zusammen zu bringen. Und da wir empathische Königinnen von der Venus waren,  passte dieser Plan perfekt. Niemand war böse auf den anderen. Wir umarmten uns und sorgten uns jede auf die eigene Weise um unsere Kinder. Wir waren uns sehr ähnlich.

 

Seit 2018 vergeht kaum ein Monat, in dem ich nicht wenigstens einmal an meine Freundin denke, die von uns ging. Sie fehlt mir und es kommt mir noch wie gestern vor, als sie in meine Wohnung mit Schwung und herzlichem Lachen herein stürmte und trotz ihres Morbus Cron die super leckere Käsekuchencreme mitbrachte, die wir genussvoll mit Löffeln direkt aus der Schüssel naschten, weil wir den Kuchen-Teig dazu gar nicht mochten. Dabei tranken wir Sekt  und lachten viel. An manchen Tagen aber trösteten wir uns gegenseitig, wenn ein Bewohner des Mars uns das Herz gebrochen hatte.

Ein Froschkönig  der nie geküsst werden konnte

Es war der tätowierte Froschkönig auf ihrem Mittelfinger, der sagte: Marsianer, ihr habt mir oft genug weh getan. Wir haben damals nicht begriffen, was ein gutes Leben war und wie Marsianer und Königinnen von der Venus zusammen finden konnten. Wir waren der Ansicht: Das passt einfach nicht zusammen. Nach gescheiterten Ehen und dem Dasein als alleinerziehende Mütter waren wir gebrannte Kinder.

Die Froschkönige wandelten sich nie, die Frösche blieben. Und obwohl wir sie küssten, taten uns die Frösche immer wieder weh und entpuppten sich sogar öfter als gedacht sogar als Kröten.

Wie gerne würde ich heute Sylvia von meinen neuen Erkenntnissen und Errungenschaften über Beziehungen in den letzten Jahre berichten? Wie gerne würde ich ihr berichten, dass ich demnächst sogar eine Videoserie mit einem Marsianer plane, zum besseren Verständnis und für stabilere Beziehungen im Allgemeinen.

Heute, vermisse ich Sylvia ganz besonders und habe beschlossen, ihr in meinem Blog einen Brief zu schreiben und Sie, liebe LeserInnen daran teil haben zu lassen.

 

Mein Brief an Sylvia

Meine liebe Freundin,

ich weiß, Du bist überall, Du bist Schwingung und genau da, wo Du Liebe und Glück empfindest. An manchen Tagen spüre ich Deine Anwesenheit ganz besonders und höre Dein Lachen. Ich sehe Deine lebhaften Augen, das schelmische Blitzen in ihnen und fühle Dein großes Herz. Du warst voller Liebe und Sehnsucht danach, geliebt zu werden und hast leider nicht gesehen, wie sehr wir Dich alle liebten. Und dann werde ich ganz besonders traurig darüber, dass Du mich hier auf diesem Planeten alleine gelassen hast, ohne Brief und mit vielen Fragen.

Die größte aller dieser Fragen ist die, ob ich Dich überzeugen hätte können, hier zu bleiben und genau so viel zu lernen, wie ich. Und manchmal kommen Zweifel darüber, ob Du diesen Schritt tatsächlich freiwillig gegangen bist. Ich werde es in diesem Leben nie erfahren, was damals in Dir vor ging.

 

Was ist bis jetzt geschehen?

Die letzten drei Jahre waren sehr chaotisch und ereignisreich.

Das kürzeste zuerst: Seit einigen Jahren schreibe ich keine Horrorkurzgeschichten mehr. Das mag daran liegen, dass ich kaum mehr Alpträume habe und mich lieber mit Licht, Frequenzen und positiver Energie beschäftige. Ich schaue nicht einmal mehr gerne Horror-Filme an.

Dann muss ich Dir gestehen, dass ich einige Monate mit meinem Expartner, dem Narzissten wieder zusammen kam um zu erkennen, dass ich selbstbewusster geworden bin und mich endlich von diesen Menschen weitgehend abgrenzen kann. Wir gingen aber wieder auseinander, als es genug für uns beide war. Du weißt ja noch: Bei unserer ersten Beziehungszeit hatte mich mein Partner damals ziemlich “untergebuttert” und manipuliert. Allerdings war der zweite Anlauf in 2020 ganz anders. Ich stellte fest, dass Therapie bei Narzissten tatsächlich etwas bringt, aber eher oberflächlich als tiefer gehend. Vielleicht braucht er mehr Jahre, sich weiter zu entwickeln, aber definitiv ohne mich. Er hat sich zugegebenermaßen in unserer Beziehung wirklich Mühe gegeben und sein Satz “Ich liebe die Art, wie Du mich liebst”, war herausragend für seine Verhältnisse. Vielleicht fragst Du Dich “wie hast Du ihn denn geliebt?”. Das sage ich Dir gerne: Ich habe ihn so akzeptiert, wie er ist. Und das war ganz leicht.

 

Die Pandemie

Im Jahr 2020 kam eine weltweite “Pandemie”, die die Menschen überall auf dieser Welt spaltet.

Nein, ich korrigiere mich: Die Spaltung war schon immer da, nur kam und kommt diese mit der Pandemie noch deutlicher zum Vorschein. Manipulation und Ausgrenzung haben sich nach oben durchgebrochen, wie die heiße Lava aus einem Vulkan.

Zuerst wurde uns Angst vor dem Virus gemacht, dann nahm man uns Freiheiten mit Lockdowns und schließlich folgten manchmal Lügen, öfter Korruption und vermehrt Beschimpfungen auf den Sozialen Netzwerken. Dabei reduziere ich mich nicht auf Deutschland.

Mein Exfreund schimpfte mich sogar als “Mörderin”, als ich mich weigerte, kopflos und ohne konkrete Daten und Fakten mitzumachen und meinen Sohn und mich mit einem völlig neuartigen Impfstoff impfen zu lassen. Meine Bedenken wurden und werden als “egoistisch” und “unsolidarisch” beschimpft. Früher waren Raucher unsolidarisch, jetzt sind es Menschen, die nicht gegen Covid 19 geimpft oder davon genesen sind.

Die Themen wie Impfung oder Genesung sind tatsächlich in aller Munde. Menschen, die sich gegen eine Impfung entscheiden, werden sukzessive ausgeschlossen vom öffentlichen und gesellschaftlichen Leben. Dazu zähle ich auch und ab kommender Woche werden die Tests, die ungeimpfte Menschen machen sollen um andere zu schützen, zusätzlich Geld kosten. Die Ironie an der Geschichte ist: Geimpfte müssen sich nicht testen lassen, obwohl man bereits weiß, dass es Impfdurchbrüche gibt. (Das sind Geimpfte, die andere Menschen anstecken können und selbst trotz Impfung erkranken, an diesem neuartigen Covid 19 Virus.)

Was mich das Leben auf dem Planten Erde bis heute lehrte

Es gibt derzeit in den Sozialen Medien immer wieder den Ausdruck “erwacht”. Zugegeben, ich mag diesen Ausdruck nicht und verwende gerne stattdessen die Worte “achtsames begreifen oder respektvolles Miteinander”. Tatsächlich haben sich im Zuge dieser Pandemie weltweit viele Freundschaften gelöst und Beziehungen sind auseinander gebrochen.

Ein Freund sagte letzte Woche, dass das, was jetzt passiert, eine Beschleunigung eines Prozesses, der sowieso schon im Gange war, sei. Möglich, dass er recht hat.

Zumindest habe ich das Gefühl, dass wir eine Trennung in zwei Extreme erleben: Die, die das Leben auf materieller Ebene als real betrachten und die, die das Leben hier als einen Übergang in ein neues Zeitalter des Bewusstseins erkennen, gehen mit Ihren Meinungen und Ansichten weit auseinander.

Es scheint immer öfter nur noch schwarz oder weiß zu geben. Grauschattierungen werden kaum mehr gesehen, weder von der Gesellschaft, noch von den Medien. Das ist zumindest meine persönliche Wahrnehmung. Es gibt nur noch ein “Pro oder Contra Impfung”.

Ein: Ich bin “lediglich vorsichtig und achtsam, mit dem, was ich in meinen und in den Körper meines Sohnes gebe,” scheint es nicht mehr zu geben.

Mein bester Freund, der von sich selbst behauptet, ein Realist zu sein, schrieb mir, er sei angewidert von einem Post von mir diesbezüglich (er war definitiv provokant) und ich wäre “abgedriftet”. So ein Urteil habe ich noch nie von ihm erlebt. Das hat mich sehr getroffen und nachdenklicher gemacht.

Ich habe seit Deinem freiwilligen Weggang hier viele Freunde verloren, weil ich anders denke und mich verändert habe in meinem Denken und Handeln. Eine Zeit war ich wütend und traurig gleichzeitig darüber und habe nur den Blick für den Verlust gehabt. Aber dann sind Menschen in mein Leben getreten, die so sind und denken wie ich. Die das sehen, was ich sehe, die das empfinden, was ich empfinde.

Ich bin sicher: Wärest Du noch da, würden wir mit diesen tollen Menschen gemeinsam auf einer ganz anderen Ebene schwingen, wie wir es damals getan haben.

Was ich über den Aluhut, die Liebe und das Leid im Allgemeinen lernte

Vor vielen Monaten sagte mir meine Mutter einmal “Wenn Du so funktionieren würdest, wie wir es von Dir erwarten, dann würden wir Dir helfen”. Dieser Satz hatte damals viele Freunde schockiert, denen ich davon erzählte.

Was ich allerdings jetzt erlebe, das ist eine Zeit, in der einige meiner “Freunde” nichts anderes leben: “Du bist nicht geimpft? Dann bist Du ein Covidiot oder ein Aluhutträger (der überall Verschwörungen riecht) oder ein unsolidarischer Mensch oder gar ein Mörder (das war die schlimmste Beschimpfung, weil ich nicht geimpft bin)”

Dabei bin ich doch ich und sage auch meinen Freunden nicht, was sie tun sollen. Ich bin per se kein Impfgegner. Aber: Muss denn die ganze Welt meine Krankenakte kennen um zu akzeptieren, warum ich eine Impfung nicht möchte?

Wer mich so angeht, beendet auch früher oder später den Kontakt mit mir, wenn ich es selbst nicht geschafft habe, loszulassen. Ich warte oft ab, harre aus und denke: Es gibt inzwischen Themen, über die ich nicht mit meinen Freunden sprechen kann. Wie traurig! Ist das die heutige Normalität?  Ja, leider.

Solche Entwicklungen tun weh, denn Liebe und Freundschaft sollten bedingungslos sein. Freunde sollten einen so nehmen, wie man ist und persönliche Entscheidungen, vor allem auch in Bezug auf die Gesundheit, akzeptieren. So wie Du mich damals genommen und akzeptiert hast und ich Dich.

Erinnerst Du Dich noch? Du sagtest damals: “Deborah, Du bist die Einzige, mit der ich über meine Depressionen sprechen kann, ohne dafür verurteilt zu werden”. Meine Überraschung war damals groß gewesen und heute verstehe ich Dich mehr denn je.

Es tut weh, Freunde zu verlieren. Und das passiert hier inzwischen fast täglich. Nicht durch Tod an der Pandemie, sondern durch Manipulation, Spaltung und Angst in der Gesellschaft.

Glück oder Leid?

Leid gehört zum Leben. Es gibt kein Leben ohne Leid. Das erfahre ich in solchen Momenten oft. Und dann würde ich gerne wieder auf unseren Planeten Venus hüpfen.

Aber ich habe auch gelernt, dass Glück in mir selbst entsteht, genau so wie der Zustand der Einsamkeit. Ja, es gibt Momente, in denen ich mich so richtig einsam fühle, vor allem ohne Dich, meine Freundin. Aber ich habe gelernt, dass diese Einsamkeit in mir selbst entsteht und ich sie auch wieder selbst vertreiben kann.

Früher vertrieb ich solche Gefühle draußen im Café oder im Lokal oder bei anderen Unternehmungen mit Dir und meinen anderen Freunden.

Und jetzt? Was ist jetzt? Auch wenn ich nicht mehr so frei wie früher ins Theater, in eine Ausstellung oder in die Oper kann, auch wenn mir Restaurant-Besuche erschwert werden und meine Freundesliste sich immer mehr reduziert, so weiß ich: Das ist eine Prüfung in dieser Zeit und es wird auch wieder andere Zeiten geben.

Und dann, wenn ich besonders traurig bin, dann schreibe ich. Denn das ist meine Art der Selbsttherapie und sie tut mir  gut. Genau so gut, wie das Fotografieren draußen oder die Zeit in der Natur. Das alles kann mir niemand nehmen! Egal ob ich geimpft, genesen oder nicht geimpft bin. Meine Gedanken sind frei, die Natur gehört uns allen und gute Schwingungen gibt es immer noch.

Auch wenn Du in physischer Form nicht mehr hier bist, so höre ich gerade jetzt Dein Lachen und Deine Worte: “Es ist gleich, ob Du Horror schreibst oder einfach nur einen Blogbeitrag, hauptsache Du schreibst und hörst nie damit auf”.

Meine liebe Freundin, ich höre nie damit auf. Gerade auch, weil es jetzt so wichtig ist, das alles, was geschieht, fest zu halten. Wir sehen uns, wenn die Zeit dafür reif ist.

Deine Freundin von der Venus

 

Fotos: Deborah Bichlmeier, Pixabay

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